Zum Publizisten
"Es gab einmal, also ganz märchenhaft," so beginnt Hölderlin-Preisträger Peter Härtling ein Nikel-Portrait, "einen höchst eigensinnigen, für meine Begriffe bedeutenden Journalisten, Herausgeber und Verleger, der sich zu recht, meist zu recht, mit der fröhlichen und satten Gesellschaft kräftig anlegte. Und das war gut so. Der hieß Hans A. Nikel. Er hat in den 60er Jahren viele provozierende Bücher in die Welt gebracht und eine der aufregendsten Zeitschriften: PARDON". Zu den formalen und inhaltlichen Aspekten der Bildwerke in einem Essay: "Hier finden erzählerische Gedanken ihre einzigartige Form. Eine Phantasie, die sich nicht einschüttern lässt!"
Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) "Er nahm 18 Jahre lang als Herausgeber und Chefredakteur dieser größten europäischen literarisch-satirischen Zeitschrift Einfluss auf den Zeitgeist der Republik. Bei ihm schrieben nicht nur Hans Magnus Enzensberger, Erich Fromm, der Zukunftsforscher Robert Jungk oder Martin Walser und viele andere, es kamen Nikels Entdeckungen dazu wie Alice Schwarzer, Günter Wallraff, Robert Gernhardt, F.K. Waechter, Hans Traxler und Chlodwig Poth."
Zu den Kunstwerken
Für Dr. J. Nikel
Das „lederne Leerbuch“ überreicht und geschenkt an diesem wichtigen Tag zur Anregung für weitere Werke. Vom „Club der Freunde leerer Bücher“ und seinen Mitgliedern HAP Grieshaber, Trökes und Baumeister“
Elke Heidenreich
Diese erstaunlichen Bildwerke: Witzig, poetisch und klug – welch eine rare Mischung!
Peter Rühmkorf
Ich bin begeistert von den Dingen. Extraordinär verrückt!
Rafik Schami, Hermann-Hesse-Preisträger
Nikel kann auf Moden und bloße Zeitgemäßheiten verzichten. Er überschreitet herkömmliche Sehweisen. Man darf ihn mit dem Herzen sehen. Es ist in Bronze geschriebene Lyrik.
Doris Dörrie
Die Nikel-Skulpturen: sie gefallen mir nicht nur, sie gefallen mir sehr gut!
Prof. Rudolf Kober, Kunstwissenschaftler
Mythen, Legenden, kosmische Fragen werden zu Metaphern des Welttheaters. Nikel sucht die 'zweite Wirklichkeit', er dichtet in Bildwerken.
Prof. Dr. hc. Heinz Friedrich
Hier ist das Magische mit dem Expressiven verbunden. Die Magie des Wirklichen sichtbar machen, ohne sie im Abstrakten vereisen zu lassen, das ist Nikels großes Kunststück.
Tschingis Aitmatow
Als ich das erste Mal die Werke sah, war ich verblüfft. Und begeistert, - hatte mir das Schicksal die Überrachung einer neuen Sichtweise geschenkt? Ich bin sicher, dass ich nicht irre: diesen Künstler wird der Ruhm erreichen.
Hans Christoph Buch
Nikel bringt die Bronze zum Sprechen, ja zum Klingen im Sinne von Eichdorffs "Schläft ein Lied in allen Dingen...". Er spielt den versteinerten Verhältnissen ihre eigene Melodie vor, - und er bringt sie zum Tanzen.
Prof. Wilhelm Gauger
Ich erinnere mich gut, dass Kunstwissenschaftler immer wieder beschworen haben: moderne Kunst dürfe nicht "literarisch" sein, also erzählen. Nikel beweist glänzend das Gegenteil. Alles Geschichten! Unbändig und voller Freude.
Günter Kunert, Heinrich-Heine-Preisträger
Welch ungewöhnlicher Bildhauer. Man staunt über den Einfallsreichtum, mit dem etwas so nie Gesehenes geschaffen wird. Ein geistreiches Spiel aus dem Fundus der Kunstgeschichte gibt hier den Stücken ihre Eindrücklichkeit.
Peter Härtling
Hier spinnt einer: wunderbar, und vielleicht für manche ganz unbegreiflich. Was Johannes Nikel hat: eine Phantasie, die sich nicht erschüttern lässt - und in unserem eigenen Kopf beginnt ein Erzählprozess.
Prof. Iring Fetscher
Nikels Arbeiten wirken wie eine Aufforderung. Zunächst werden wir phantasieangeregt. Dann zu Aneignern seiner Kunstwerke. Am Ende schließlich fordern sie uns auf, etwas von dem in uns aufzunehmen, was dort schon geschlummert - und vermutlich auf einen solchen Weckruf gewartet hat.
Johannes Rau, Alt-Bundespräsident
Was ich von diesen künstlerischen Arbeiten der vergangenen zwanzig Jahre gesehen habe, finde ich faszinierend... Es ist eben nicht so, dass man nach einem großen Erfolg als Verleger keine anderen Möglichkeiten mehr hätte!
Klaus Honneff, Rheinisches Landesmuseum Bonn
Hier entzündet sich die Phantasie des Betrachters. Die Kunst Nikels ist wie die von Proteus: sich in tausend Gestalten zu verwandeln.
Frankfurter Rundschau
...ein begnadeter Künstler. Den zwei Seelen in der Brust Nikels ist eines gemeinsam: Nie ging und geht ihm bei allem Engagement Humor und Witz verloren.
Dr. Walter Schmiele, Hessischer Rundfunk
PARDON darf stolz darauf sein, dass es sich heute schon neben Blätter wie PUNCH und CANARD ENCHAINE stellen darf – ohne ihnen zu gleichen. PARDON ist eine originäre Schöpfung. Hier wirken Text, Karikatur und Fotomontage auf eine Art zusammen, für die es in der Geschichte des Journalismus keine Beispiele gibt.
Fritz Rau - quasi ein Zeitdokument
Wenn ich mich hier bei deinen Skulpturen und Bildern umschaue, dann sehe ich sehr schnell, dass wir beide Gleiches erlebt und emp-funden haben – und wieso wir uns kennenlernen mussten. Der Herrgott war damals ein verstörter Vater, er hat die Augen verschlossen. Eine ganze Generation war allein gelassen.
Diese Vergangenheit unserer Jugend ist in deine künstlerischen Ar-beiten eingeflossen. Als wir uns damals trafen, hast du gerade die Kriegsdienstverweigerung in unserer Republik ins Leben gerufen. Dich hatten sie als noch nicht Fünfzehnjährigen in die Slowakei geschickt, in wildes Partisanengebiet, mit täglichen Toten. Dann das schlimme Kriegsende, wie wir es beide erlebt haben. Auch davon künden deine Bildwerke: „Narben der Erinnerung“ und dein beeindruckender „Friedensengel“, der alles daran setzt, Mensch und Tier zu schützen, und der es nicht kann, weil er rundum beschossen wird.
Und dann also dieser hoffnungsvolle Beginn einer freien Demokratie. Bis 1955! – wodurch wir uns kennenlernten und näher kamen: - da kam der erste Einschnitt. Da wurden doch tatsächlich alte Nazi-Generäle wieder in neue Uniformen gekleidet. Adenauer glaubte, auf die zweifelhaften alten Kriegshelden nicht verzichten zu können. Eine mit Atomwaffen ausgerüstete Truppe stand auf dem Programm.
Wir wurden von Bonn aus sicherheitshalber als Kommunisten und Feiglinge bezeichnet. Keiner von uns war das eine oder das andere, aber wir spürten: wer sich jetzt nicht rechtzeitig wehrt, der verspielt für sich selbst und für unser Land die Möglichkeit, einen neuen friedliebenden Staat zu festigen.
Hans Nikel hat Demonstraationen organisiert. Mit Fahrrädern, mit Motorrädern, mit seinem ersten klapprigen Loyd-Verlags-Kleinbus – fast ein Pappvehikel. Wie war das damals noch so handgemacht, so unperfekt, aber – schließlich wirksam. Er war einfallsreich, er hat den Kirchenpräsidenten Niemöller aus der Wohnung geholt und mit ihm vor einer Atombomben-Attrappe auf Frankfurts Rathenau-Platz demonstriert. Mut war angesagt gegen Resignation!
Und deshalb möchte ich - aufwieglerisch - hier etwas sagen: Es waren nicht „die 68er“, auf die man gebannt schauen sollte, wenn es darum geht, wer enen demokratischen Wind in unseren Nachkriegs-Staat gebracht hat. Es waren „die 55er“ ! So will ich sie mal nennen. Joan Baez, Ostermarsch in Frankfurt, meine Deutschland-Tournee mit ihr - „We shall overcome“, Sag mir, wo die Blumen sind - Ich brachte allein 14.000 Besucher auf die Loreley. Alles hatte seinen Ausgangspunkt vor 68.
Und nicht zu vergessen: diese Nikel-Bücher und dieses PARDON, dessen Herausgeber und Chefredakteur Freund Hans Nikel war. Die warteten wir jeden Monat auf das neue Heft! Da war Nikel so etwas wie ein Zauberkünstler, jedenfalls schon damals ein Künstler. Denn es gehörte viel Kunst dazu, zusammen mit seinen Redakteuren eine Zeitschrift aus dem Hut zu zaubern, die Politik mit Witz verband, Information mit Satire, Philosophie mit Graphik - ein zu Aktivität herausforderndes Kunstwerk.
Der bedeutende Historiker Iring Fetscher hat es einmal so zusammengefasst: „Nikel war ein publizistischer Orchesterdirigent, zahlreiche Autoren wurden durch ihn entdeckt, gefördert, berühmt. Seine Mitarbeiter zählten zur „crème de la crème“ der Literatur und Satire.“ Hier nahm die Frauen-Emanzipation mit und durch PARDON-Redakteurin Alice Schwarzer ihren Anfang. Schon damals begann ihr Engagement aus Kopf und Brust und Herz Flammen zu schlagen, wie jetzt eine von Nikels Skulpturen zeigt.
Hier entstand eine neue Art gezeichneter und geschriebener Satire, wie es sie in keiner anderen europäischen Satirezeitschrift gab. Hans Nikel war, zur Freude seiner Leser, persönlich bei allen der sogenannten PARDON-Aktionen dabei. Sein Motto: Die Demokratie ist das, was du aus ihr machst. Du brauchst keine Bombe aus dem Gulli zu werfen. Alles, was du brauchst, steht im Grundgesetz. Nutze es! Sieh, wie wir von PARDON es nutzen.- Es gab viele dieser Aktionen.
Und was trieb ich in der Zeit? Gleich gesinnt und sehr sehr intensiv? Ja, ich veranstaltete Konzerte mit weltberühmten Künstlern im Sinne des Kampfes gegen den verbrecherischen Vietnamkrieg. In Süddeutschland gibt es – tatsächlich! – einen Kriegsverbrecher-Friedhof. Dort hat Nikel mit seinen PARDON-Leuten (unerlaubt und bis zur Fertigstellung natürlich heimlich!) ein Sondergrab für den damaligen US-Präsidenten Johnson installiert. Der Vietnam verwüsten und entlauben ließ. Für den selbst Frauen und Kinder nichts waren als zu vernichtende Feinde. Ein publizistisches und mutiges Signal. Ein Ehrengrab! Errichtet mit PARDONs militärischem Marsch- und Posaunenchor.
Als es noch lange keine Ökologie-Bewegung gab, hatte Nikel bereits ANDERS LEBEN als Magazinteil seiner Zeitschrift begründet. Eine neue Welt in Beispielen. Mutige alternative Gründerbetriebe wurden vorgestellt. Den berühmten Zukunftsforscher Robert Jungk („Heller als tausend Sonnen“) gewann er als Kolumnisten und beratenden Freund.
Nikels frühere Publikationen, Bücher und Zeitschriftten haben seinerzeit durch ihre graphische Einmaligkeit monatlich über eine Million Menschen fasziniert. Und fast zwei Jahrzehnte lang aktiv das Bewusstsein vor allem jüngerer Menschen geprägt – mit Auswirkungen bis heute. Mit positiven Auswirkungen.
Kommen wir zum HEUTE! Es gibt dieses ganz besondere Talent von Nikel, die ernsten Dinge unerwartet einfallsreich, sogar poetisch und trotzdem tagesfrisch zu vermitteln. Ja, auch die philosophischen, die literarischen, die märchenhaften. Das wollte er schließlich zum zweiten Teil seines Lebens machen. Etwas auch mit den Händen gestalten. Also zum Beispiel bildhauern. Oder malen.
Aber ganz und gar ins Private hat er sich deshalb nicht zurückgezogen. Nein! Etwas Wichtiges gehörte zu seiner Lebenserfahrung. Er hatte es bei allen politischen Kämpfen genau so erlebt wie bei den beruflichen und den ganz privaten: Die Unfairness der Menschen untereinander. Er wurde Kuratoriumsmitglied der gemeinnützigen Fairness-Stiftung. Er hat den Fairness-Preis in Bronze geschaffen, gestaltet als Symbol der Hoffnung, betitelt „Noah stirbt nicht“. Dieser Noah hält – trotz aller körperlichen Blessuren durch Gesellschaft und Mitmenschen - die Taube der Hoffnung hoch. Nicht unterkriegen lassen! Erich Kästners Motto soll leben: „Es gibt nichts Gutes außer, man tut es.“